Tag 71 bright
Heute ist ein emotional vollgepackter Tag. Ich habe die große Chance, die sich aus dem gestrigen Gespräch ergibt, erkannt und die positiven Gefühle überwiegen. Während eines Telefongespräches mit meiner Freundin wurde mir noch einmal deutlich, daß das gestern ein großes Glück war. Auch hat sich meine ganze innere Arbeit ausgezahlt, dank derer ich in der kurzen Zeit so gut erklären konnte, wer ich bin und was mein Problem ist.
So dankbar, daß ich an den richtigen Psychologen und an eine großartige Psychiaterin geraten bin, die Gott mir geschickt hat. Sie haben mir noch mehr ” falsche” Therapien erspart und haben mich sehr wohlwollend auf den richtigen Weg geschickt.
Hausarzt
Heute war ich schon beim Hausarzt wegen einer Überweisung für die Klinik. Es war ein gutes Gespräch, aber er möchte gerne erst den Brief von der Psychiaterin abwarten und auch von meinem Psychologen einen Bericht über meine Therapie mit ihm erhalten. Ich wollte ja sowieso mit meinem Therapeuten darüber reden, warum er mich nie in eine Klinik verwiesen hat. Wie konnte er das in all den Jahren als Traumatherapeut nicht sehen? Da sitzt Wut und Unverständnis und das Vertrauen, was ich immer in ihn hatte, wankt ein wenig. Das hat schon mit seinem geringen Verständnis für die Esssucht begonnen. Das könnt ihr hier nachlesen. Jetzt kann ich ihn nicht erreichen und er meldet sich nicht zurück. Das macht mich unruhig, weil jeder Tag warten, einen Tag später auf der langen Warteliste bedeutet.
Sorgen
Die Sorgen um meinen Sohn sind gerade wieder so groß. Er ist so unglücklich, weil er das Gefühl hat, daß er keine Freunde hat, niemand mit ihm spielen will und er überhaupt nirgendwo gut hinpasst. Hier zu Hause ist er lästig, weil er immer etwas zu laut ist, zu unbeholfen, Dinge fallen lässt, anderen auf die Füße tritt und anstatt seine Trauer und Verletztheit zu zeigen, wütend wird. Eigentlich will er dazugehören, mit seiner Schwester spielen, diese lehnt ihn aber oft ab, weil er sie in der Vergangenheit in seiner Wut oft geschubst und geschlagen hat. Auch ist sie sehr eifersüchtig gewesen, weil unser Sohn oft krank war und mehr Aufmerksamkeit gekriegt hat. Das ist jeden Tag noch zu sehen in ihrem Verhalten.
Trauma
Ich kann sie beide so gut verstehen und mitfühlen und es ist so schwer für mich, ihnen da gut zu helfen. Jedes Mal werden meine eigenen Traumen wieder getriggert und ich erlebe es mit, anstatt ihnen nur zu assistieren. Mir wird seit gestern so bewußt, daß ich dauernd re-traumatisiert werde, durch meine Kinder, meinen Mann und auch meine Mutter. Ich werde überspült von meinen Emotionen und habe nie gelernt sie zu regulieren, dafür war mein Essen da.
Ich sehe wohl auch, daß ich mein Bestes gebe. Jeden Tag. Ich sehe, daß meine Kinder zu mir kommen und mir vertrauen. Ich gebe meine Fehler zu und bitte um Entschuldigung. Obwohl es in mir drunter und drüber geht, kann ich sie beruhigen und ihnen Halt geben. Danach bin ich sehr müde, total fertig eigentlich und will nur essen, aber ich mache es nicht. Ich rufe jemanden an oder atme tief ein, fühle meine Füße auf dem Boden.
Am Tag 71 bright habe ich gegessen, was auf meinem Plan steht, meine Dankbarkeitsliste geschrieben. Am Morgen habe ich meine erste Mediation in langer Zeit gemacht, dank meines lieben BLE Kontaktes, die mir sehr dabei hilft. Mein Plan für morgen ist schon geschrieben und ich werde ihn gleich committen.
Liebe Grüße,
Olivia