11.April 2024 Im Ditch
Heute möchte ich beschreiben, wie es sich anfühlt im Ditch ( Im Graben/ nicht mehr bright/ in der Sucht ) zu sein. Normalerweise probiere ich das nicht zu fühlen und nicht darüber zu reden. Aber da ich jetzt drin stecke, werde ich es hier festlegen und werde mich immer wieder daran erinnern können, wenn ich es nachlese.
Jetzt gerade tut mein Nacken so weh, wahrscheinlich von der Anspannung in der Nacht, oder vom Zähneknirschen. Mein Kopf explodiert gleich, so stark sind die Kopfschmerzen. Mein Körper fühlt sich so schlapp an, ich bin sehr müde trotz beinahe 7 Stunden Schlaf. Meine Finger sind geschwollen von den Wassereinlagerungen und fühlen sich steif an.
Eigentlich will ich gar nichts und am liebsten wäre ich alleine den ganzen Tag. Alles ist mir zuviel. Gleichzeitig fühle ich mich so einsam und wünschte mir, gar nichts zu fühlen. Die ganze Welt kommt mir bedrohlich vor und dieses Gefühl, daß ständig etwas Schlimmes passieren kann, ist lähmend. Da hilft es auch nicht, zu wissen, daß es nicht die Realität ist. Die Schuld und Scham wegen eines großen Streits gestern mit meinem Sohn und meine Unfähigkeit mein Herz für ihn zu öffnen in diesem Moment, wiegen sehr schwer und drücken meine Stimmung und lassen mich verzweifeln.
Dieses Gefühl von Dunkelheit in meiner Seele, von Bedrohung und das gleichzeitige betäubt sein, ist schwer zu beschreiben. Es fühlt sich so an, als ob ich gerade etwas sehr Schlimmes erlebt habe und noch im Schockzustand bin. Es gibt keine Entspannung, auch wenn es nichts zu tun gibt.
Überleben
Das Einzige woran ich mich festhalten kann, was meine Leere füllt, ist das Essen und das Planen davon. Mein Körper ist dann wie im Autopilot. Ich plane und besorge das Essen. Ein Teil freut sich so auf das Nichts und die Entspannung und treibt mich an. Ein Stoppen dieses Vorgangs scheint unmöglich zu sein. All die Dinge, die mich belasten, die ich noch regeln muß, die etwas von mir fordern, werden für diesen Moment beiseite geschoben und existieren für diesen Augenblick nicht mehr. Dann bin ich weg und die Welt bleibt draußen. Auch die Konsequenzen dieses Verhaltens, den ganzen Zucker im Körper, das spätere schlechte Gefühl, die Übelkeit, die Gewichtszunahme und die Schmerzen, werden ausgeblendet. Ich bin wieder das Kind, für das die Existenz so schwer war, was so überfordert war. Das so alleine auf der Welt ist und das den Trost des Essens für sich entdeckt hat. Es als Überlebensstrategie gewählt hat.
Nach so einem Essanfall holt die Realität mich mit einer unnachgiebigen Härte ein. Die Scham und die Verurteilung schlagen zu und ich will es ungeschehen machen. Die Bulimie ist das Mittel, was ich in meinen 20ern entdeckt habe und was sich, seit ich vor 7 Jahren mit Bright Line Eating angefangen habe, untrennbar mit den Binges verbunden hat. Dieses Mittel bringt noch mehr Dunkelheit, Scham und körperliche Probleme mit sich und isoliert mich von anderen. Es ist so drastisch und eigentlich unaussprechlich, daß man noch mehr für sich bleibt, probiert anderen aus dem Weg zu gehen, es zu verstecken.
So ist es gerade für mich. Gefangen in der Sucht, gefangen in der Isolation, gefangen in meinem Kopf.
Das hier zu schreiben könnte ein Weg daraus sein.
Am 11. April 2024 Im Ditch bin ich dankbar:
- für den Blog
- für meine Buddies
- für meinen Weg aus dieser Sucht
Liebe Grüße,
Olivia